Versetzen wir uns in das Jahr 1650…
Die Kirche war damals 450 Jahre alt. Der See schmiegte sich noch an den Kirchberg. Ein Dorf im heutigen Sinne gab es noch nicht. Die Rochuskapelle wurde gerade gebaut, um sie dem heiligen Rochus, dem Patron der Pestkranken zu weihen. Carse (damalige Schreibweise) gehörte dem Kloster Weingarten. Eine furchtbare Hungersnot herrschte. In dieser Zeitepoche, in der Entsagungen, hohe Steuern, Raub und Mord an der Tagesordnung waren, kam als zusätzliches Unglück noch der schwarze Tod, die Pest dazu. Sie wütete 10 lange Jahre (ca. 1650 – 1660).
Diese Krankheit ist das tiefgreifendste Ereignis in Karsee seit Bestehen unseres Dorfes bis in die heutige Zeit. Die verstorbenen Mitbürger wurden, um das Ansteckungsrisiko zu senken, außerhalb des Dorfes begraben. In Carse nutzte man die höher gelegene Totensteige, um diesen Vorsichtsmaßnahmen nachzukommen. Während einer solchen Fahrt auf der Totensteige fiel eine Pestkranke, die man für tot gehalten hatte, vom Wagen und erwachte zu neuem Leben. Die Wiedererweckte hat mit ihrer Fruchtbarkeit sehr zum Weiterbestehen unseres Dorfes beigetragen, denn nachdem die Pest sich ausgetobt hatte, lebten hier noch drei Familien, eine alte Frau und ein Pferd.
Diese Zeit war eine Katastrophe für unsere Heimat gewesen. Die Figur, die der Butze Dätz darstellt, hat ein zweigeteiltes Gesicht. Die Maske zeigt auf der einen Seite ein trauriges, krankes, von der Pest gezeichnetes Gesicht mit eitrigen Pestbeulen. Auf der anderen Seite zeigt sie ein gesundes, lachendes Gesicht für die Fröhlichkeit, die Erleichterung und das wieder erwachte Leben der Menschen nach dieser großen Notzeit.
Unser Häs entspricht den Kleidern der Menschen im Mittelalter und ist diesem nachempfunden. An den Stiefeln und an dem Stecken, der zum Häs gehört, befinden sich Schellen. Der Stecken diente dem Pestkranken als Gehhilfe. Die Schellen galten als Warnung und Hinweis: Achtung! Da kommt ein Pestkranker, ein Aussätziger!
Die Erinnerungen an diese schlimmen Zeiten haben uns Narren in Karsee dazu bewogen, eine Zunft mit folgendem Sinn
zu gründen: Die Geschehnisse im tiefsten Mittelalter haben ein Recht, nicht vergessen zu werden. Den Menschen der Gegenwart sollten diese längst vergangenen Ereignisse wenigstens einmal im Jahr, nämlich in der Fasnet, durch unseren "Butze Dätz" ins Gedächtnis gerufen werden. Die Geschichte und das Brauchtum unseres Dorfes hochzuhalten, liegt unserer ganzen Zunft sehr am Herzen.
Der Schwede von Birkenbühl ist eine authentische Figur aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Er entstammt der Überlieferung, dass in der Nähe von Karsee, Brenner, im Schwedenkrieg eine Schlacht stattgefunden haben soll. Um die Gefallenen zu begraben, nutzte man nach Beendigung der Kämpfe besagtes Schlachtfeld.
Noch heute pflückt aus diesem Grund niemand Beeren auf diesem historischen Gelände, um die Toten ja nicht zu erzürnen. Der dreißigjährige Krieg, in welchem diese Schlacht stattgefunden haben soll, fand in den Jahren 1618 bis 1648 statt. Bei uns in Karsee, soll sich der Schwede etwa im Jahr 1633 befunden haben.
Die schwedischen Landsmänner kämpften auf äußerst brutale und rücksichtslose Weise. Sie schreckten angesichts ihrer prekären und oft hoffnungslosen Situation vor nichts zurück. Ihr Ruf eilte ihnen mancher Orts voraus und hinterließ in der Bevölkerung Angst und Schrecken.
Ein badisches Kinderlied geht in seinen Versen näher auf diese Geschehnisse ein:
Der Schwed isch komme,
wird die Kindle beten lehrn
hot alles mit g‘nomme,
hot d’Fenster eig‘schlage,
und s’Blei d' vo‘trage, hot Kugle d'raus gosse, und d‘ Bauer dot g’schosse, bet Kindle bet,
jetz und kommt d’ Schwed
jetz und kommt d‘ Ochsenstern.
Die kindlichen Reime dieses Liedes, untermauern die bisher geschilderten Ansichten unter den Bewohnern.
Das historische Häs des Schweden von Birkenbühl, welches ausschließlich dem Zunftrat vorbehalten ist, soll an die vielen gefallenen Schweden erinnern, die fern ihrer Heimat und ihrer Frauen, in fremder Erde begraben liegen.
In der mündlichen Überlieferung nennt man diese Wiese heute noch "Totenloch". In der offiziellen Flurkarte von 1885 wird von der "Birkenwiese" (heute Birkenbühl) gesprochen. Die schnell wachsende
Birke stand mit Erhabenheit auf diesem Mahnmal unserer Heimat. Über Jahrhunderte hat sie dazu beigetragen, die Ereignisse aus dem Mittelalter nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Birken, die früher auf dem Schlachtfeld standen und der letzten Ruhestätte der Gefallenen ihren Namen gaben, stehen heute leider nicht mehr. Vielleicht könnte man sonst noch aus dem Blätterrauschen den Kinderreim erahnen.
Pfründner und Pfründnerin sollen daran erinnern, dass Karsee und die umliegenden Weiler lange Zeit dem einstigen Amt Vorderösterreich, sowie der Herrschaft Altdorf Weingarten und teilweise dem Kloster Weingarten zugehörig waren. Von den Klöstern wurden zur damaligen Zeit (so ab dem15. Jh.) einige Pfarrhofstellen zur Bewirtschaftung auf Zeit übertragen. Dies geschah mittels Verpfändungsverträgen, was bedeutete, dass die Besitzrechte jährlich erneuert werden mussten. Ein Bauer auf solch einem Anwesen wurde als Pfründner bezeichnet.
Die Häser des Pfründners und der Pfründnerin sind der Zeit entsprechend nachempfunden.
Die Pfründner konnten durch die Begünstigungen der Klöster etwas freier und selbstständiger handeln als andere und hatten deshalb eine bessere Stellung innerhalb der Gesellschaft inne. Auch in der Kleidung unterschied man sich zum einfachen Volk, man präsentierte sich etwas herrschaftlicher und war finanziell in der Lage, sich farbigere Stoffe leisten. Allerdings, und daran sollen die Flicken auf unseren Häsern erinnern, lebten auch die Pfründner nicht im Überfluss. Sie mussten einen Teil der erwirtschafteten Güter (meist ein Drittel) an das Kloster und die Herrschaft von Altdorf
Weingarten abgeben. Oft blieb auch ihnen nur die Möglichkeit, ihre Kleidung bei Bedarf mit den zur Verfügung stehenden,
einfachen Mitteln, zu reparieren.
Pfründner:
Der Pfründner trägt ein sandgelbes Wams. Kragen und Manschetten sind in einem mittleren Braun gehalten. Die Hose ist in einem kräftigen Grün gehalten und mit ein paar bunten Flicken besetzt. Dazu gehört ein brauner Ledergürtel mit Schnalle, der lose in der Taille getragen wird. Zu normalen braunen Straßenschuhen werden stiefelhohe Schlupfgamaschen aus braunem Leder getragen. Ein auf dem Kopf getragener, grüner Hut mit Spielhahnfedern, sowie eine braune Umhängetasche runden das Häs des Pfründners ab.
Pfründnerin:
Die Pfründnerin trägt ebenfalls ein sandgelbes Wams. Zum Häs gehört ein fast bodenlanger Rock, welcher durch sein kräftiges Grün und ein paar bunte Flicken besticht. Gebunden wird dieser in der Taille. Generell sind Rockbund, Bänder, Kragen und Schnürungen aus ein und demselben braunen Stoff. Zu den normalen braunen Schuhen werden ein paar gestrickte braune Wollgamaschen getragen. Als Kopfbedeckung dient ein blaues, hinten gebundenes Kopftuch.
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